Weder verpflichtet sich der Cluster zu einem spezifischen wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsansatz noch behandelt er alles und jedes. Das Zentrum folgt einem Profilrahmen, der sich zum einen aus allgemeinen Überlegungen zu den übergeordneten Themenfeldern von „Nachhaltiger Entwicklung“ und zum anderen aus den Erwartungen der TMO zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung des Oberrheins gemäss den skizzierten Schwerpunkten speist.
„Nachhaltig” ist zunächst ein Alltagswort, das so etwas wie „langanhaltend” oder „prägnante Wirkung” bedeutet. Im gesellschaftlichen Diskurs hat sich seit der Veröffentlichung des Brundtland-Berichts im Jahre 1987 die Idee einer Nachhaltigen Entwicklung als Maxime etabliert, wie sich menschliche Gesellschaften vor dem Hintergrund global knapper Ressourcen (wie z.B. Wasser oder Humankapital) und global und lokal fragiler Systeme entwickeln sollten, damit die Menschen heute und in Zukunft ein menschenwürdiges Leben führen können. Nachhaltigkeit ist generell ein offenes Konzept, da die Zukunft offen ist und künftige Generationen ihre eigenen Entscheidungen fällen werden. Trotz der Vielfalt der oft kontroversen Vorschläge, was genau Nachhaltigkeit sei, lässt sich zumindest rahmen, um was es geht, wenn von Nachhaltigkeit oder Nachhaltiger Entwicklung gesprochen wird:
(1) Es geht um Mensch-Natur-Beziehungen, da gesellschaftliches Gestalten von Ressourcen und vom Zustand der Systeme abhängig ist und die mit diesen Zuständen einhergehenden Risiken berücksichtigen sollte. Bekannte Stichworte hier sind „Entkopplung des Wirtschaftens resp. der Lebensqualität von Ressourcen-verbrauch” („green economy”), „sustainable growth” (im Rahmen der EU Horizon2020 Strategie „smart, inclusive and sustainable growth”), Resilienz und Vulnerabilität von Systemen, Ko- Evolution von Mensch und Natur.
(2) Für das gesellschaftliche Gestalten sollen sowohl die intra- als auch die intergenerationale Gerechtigkeit wesentliche Gestaltungsprinzipien sein. Dabei geht es um Fragen von Lebensqualität auf der einen Seite und um Fragen der Verteilung innerhalb von Generationen und zwischen den Generationen auf der anderen Seite. Diesbezügliche Stichworte sind Dematerialisierung des Konsums, soziale Kohäsion (heutige und künftige Generationen) oder „Was wir künftigen Generationen schulden” (z.B. bezüglich Staatsverschuldung).
(3) Es geht um Steuerung bzw. Transformation von Gesellschaften im Sinne von Anpassungen an sich verändernde Rahmen- und Umweltbedingungen. Bekannte Stichworte sind hier governance of change, Mehrebenen-Governance zur Bewältigung von Komplexität, Entscheidungen unter Unsicherheit, förderliche Rahmenbedingungen für Innovation etc.
Der Cluster baut auf den vorhandenen Forschungskompetenzen bei den Partnern auf, zielt aber auf neue Wege und auf wissenschaftliche Innovation über interdisziplinäre und grenzüberschreitende Kooperation :
• Übergreifende Fragestellungen: Was ist „sustainable growth”? resp. Wie ist Steuerung in Richtung „sustainable growth” möglich?
• Zusammenarbeit aller vier grossen Wissenschaftskulturen (Natur- und Technik, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften).
• Der Cluster fördert und institutionalisiert grenzüberschreitende (jeweils mindestens 2 Länder) Kooperationen zwischen Wissenschaftler/innen.
• Der TMO-Raum ist selbst ein prominenter Gegenstand der Forschung, ohne dass – gerade im Fall von komparativer Forschung – dieser der alleinige Forschungsgegenstand ist.
• Der Forschungscluster bedient die gesamte Wissenswertschöpfungskette. Es enthält von der Grundlagenforschung bis hin zum Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft die ganze Bandbreite der Wissensproduktionsaktivitäten.